„Wir wollen einen Großkreis Westthüringen und nichts anderes“. Das unterstrichen die Mitglieder der Wirtschaftsinitiative Westthüringen e.V. mit Blick auf die bevorstehende Neugliederung des Freistaates während ihrer jüngsten Zusammenkunft. Mit diesem Resümee erteilt die Wirtschaftsinitiative  dem jetzt von der Thüringer Regierungskommission  vorgelegten Gutachten zur Gebietsreform eine klare Absage.

Entsprechend des Gutachtens soll es keinen Großraum Westthüringen geben. Der Thüringer Regierungsentwurf sieht so aus: Der Unstrut-Hainich-Kreis wird mit dem Kyffhäuserkreis verschmolzen, der Landkreis Gotha mit dem Ilm-Kreis und der Wartburgkreis einschließlich der kreisfreien Stadt Eisenach mit Schmalkalden.
 „Dieses technokratische Gutachten geht völlig an dem vorbei, was wir Westthüringer wollen: Nämlich eine wettbewerbs- und zukunftsfähige Region Westthüringen für die Menschen, die hier leben, wohnen und arbeiten“, sagte Thomas Diwo, der Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative e.V.  zum Treffen der Wirtschaftsinitiative vor den Unternehmern aus Westthüringen.
Die Regierungskommission habe in dem vorgelegten Entwurf in keiner Weise die in den letzten Jahren gewachsenen  wirtschaftlichen, kulturellen und touristischen Verflechtungen zwischen den heutigen Landkreisen Gotha, Unstrut-Hainich und Wartburgkreis einschließlich der kreisfreien Stadt Eisenach berücksichtigt, wirft der Chef der Wirtschaftsinitiative diesem Planungsgremium vor.
Dabei liege der von der Wirtschaftsinitiative vorgeschlagene Großkreis Westthüringen bereits seit November 2007 als machbarer Entwurf vor. Ein Großkreis Westthüringen erfülle alle die von der Thüringer Expertenkommission aufgelisteten Grundkriterien. Die  Gesamtfläche von etwa 3.300 Quadratkilometer entspreche der Expertenempfehlung.  Die von der Kommission mit Blick auf das Jahr 2050 für notwendig erachtete Mindestzahl von Einwohnern werde ebenfalls nicht unterschritten.  Auch vor dem Szenario der ständig schrumpfenden Bevölkerungszahl in Thüringen hält das Modell Westthüringen stand. Laut einer Studie wird die Einwohnerzahl in Westthüringen (derzeit etwa 417.000) im Jahr 2020 etwa auf 380.000 sinken. Schätzungen entsprechend der gegenwärtigen demografischen Entwicklung sprechen von etwa 300.000 bis 320.000 Einwohnern in Westthüringen im Jahr 2050. Das sind zwar noch doppelt so viel Einwohner, wie die Regierungskommission derzeit für einen Großkreis vorschlägt. Dass diese Größenordnung dennoch eine realistische Zahl ist, beweisen die bereits bestehenden  Großkreise Mittelsachsen (etwa 325.000 Einwohner) und Bautzen (318.600 Einwohner) im Nachbarland Sachsen. Insgesamt gibt es in Deutschland 39 gut funktionierende Großkreise, die die Einwohnerzahl von  300.000 Einwohner überschreiten.

Einzigartige Welterberegion Westthüringen

Unverständlich sei der jetzt bekannt gewordene Expertenentwurf vor allem vor der Tatsache, dass erst vor wenigen Monaten die Region Westthüringen  mit dem Herzstück Hainich und  der Perle Wartburg auf Regierungsebene als Welterberegion ganz besonders gelobt wurde. In einer Mitteilung des Thüringer Wirtschaftsministeriums  heißt es von  Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD):   „Die Region hat ein starkes Potenzial: Mit einem zweifachen Welterbe, der Wartburg und dem Nationalpark Hainich, ist sie einzigartig in Deutschland“. Mit dem von der Thüringer Expertenkommission jetzt vorgelegten Entwurf zur Kreisgebietsreform werde genau dieses Potenzial und diese hervorragende touristische Verbindung auseinandergerissen, so Thomas Diwo.
Die Wirtschaftsinitiative Westthüringen appelliert an die Thüringer Regierung, das Land  nicht ohne die Menschen, die davon betroffen sind, neu zu gliedern, sondern mit den Menschen. Die Wirtschaftsinitiative verweist in dem Zusammenhang  auf ihr bereits im November 2007 verabschiedetes „Westthüringer Manifest zur Gebietsreform“, in dem die Landesregierung aufgefordert wird, die Gebietsreform bürgergerecht und zukunftsweisend zu gestalten, nämlich durch die Schaffung des Landkreises Westthüringen, der den Unstrut-Hainich-Kreis, den Landkreis Gotha und den Wartburgkreis einschließlich der kreisfreien Stadt Eisenach erfasst. Dieses Manifest wurde von mehr als 70 Westthüringer Unternehmern unterzeichnet.
Das Thema „Thüringer Gebietsreform“ ist für die Wirtschaftsinitiative Westthüringen derzeit hochaktuell. So wird es während der Jahreshauptversammlung am 9. April dieses Jahres auf der Thiemsburg sowie während des Regionalforums am 25. April im Kultur- und Kongresszentrum in Bad Langensalza eine zentrale Rolle spielen.