Ziel der Patenschaften ist eine partnerschaftliche Kooperation zwischen Schule und Wirtschaft. Hintergrund der Schulpatenschaften ist die demografische Entwicklung. Wie groß die Herausforderung in Thüringen ist, zeigen allein wenige Zahlen. Im Jahr 1988 lebten noch mehr als 2,7 Millionen Menschen in Thüringen. Im Jahr 2000 waren es etwas mehr als 2,4 Millionen und bis 2011 hat sich die Einwohnerzahl Thüringens auf 2,2 Millionen verkleinert.
Seit der Wende hat Thüringen also fast zwanzig Prozent seiner Einwohner durch Abwanderung und Geburtenrückgang verloren. "Wir alle sitzen im gleichen Boot", blickt Thomas Diwo, der Vorsitzende der Wirtschaftsinitiative Westthüringen e.V., auf diese ernüchternden Zahlen, die so viel aussagen.
Wie groß die Herausforderung für die Wirtschaftsregion Thüringen in Wirklichkeit ist, zeigen weitere Daten und Hochrechnungen. Durch anhaltenden Abwanderungstrend verliert Thüringen jährlich etwa 6000 hauptsächlich junge, gut ausgebildete Menschen. Hinzu kommt, dass pro Jahr etwa 13.000 Kinder weniger geboren werden als Menschen sterben. Es sind also beinahe 20.000 Einwohner, die Thüringen jährlich verliert – 100 000 in fünf Jahren. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl des Unstrut-Hainich-Kreises.
Mit dem überproportionalen Wegzug von jungen ausgebildeten Personen verliert Thüringen wichtige Entwicklungspotenziale. Das Land erleidet so im Standortwettbewerb Einbußen. Ansiedlung und weitere Entwicklung besonders von hochwertigen Arbeitsplätzen werden beeinträchtigt.
„Jammern und Lamentieren nutzt nichts“, sagt Diwo. „Wir Wirtschaftsleute müssen handeln, damit nicht noch mehr junge Leute ihre berufliche Zukunft in der Ferne suchen“.
Mit Schulpatenschaften hat die Wirtschaftsinitiative Westthüringen e.V. im Jahr 2012 eine beispielgebende Aktion gestartet, um die Zusammenarbeit zwischen den Schulen und der Wirtschaft zu verbessern. Ziel der Schulpatenschaften ist es, dass die Unternehmenspaten die Schulen unterstützen, etwa bei der Berufsorientierung, der Berufswahlvorbereitung oder der Stärkung der Ausbildungsreife. Die Palette der geplanten Maßnahmen reicht vom Erfahrungsaustausch der Schüler mit Auszubildenden, der praxisnahen Vorstellung von Berufsbildern über Bewerbertraining bis hin zu Praktika.
„Schulpatenschaften sind für beide Seiten ein guter Weg, Kontakt miteinander zu knüpfen und sich verbindlich auf Schwerpunkte in der Zusammenarbeit zu einigen“, sagt Diwo. Zudem seien Schulpatenschaften eine Möglichkeit, den Schülern die Anforderungen der Wirtschaft näher zu bringen und Einblicke in die Praxis zu ermöglichen. Denn andererseits sei es auch so, dass Unternehmen häufig die mangelnde Ausbildungsreife und fehlende Qualifikationen von jungen Menschen beklagen, die sich um einen Ausbildungsplatz bewerben.
So übernimmt die Wirtschaftsinitiative Westthüringen e.V. Patenschaften für folgende Schulen und Projekte für die Dauer von 3 Jahren:
Tilesius-Gymnasium Mühlhausen
- Projekt: „Weiterentwicklung der inhaltlichen und organisatorischen Ausgestaltung der Schüler GmbH“
Paten: Karsten Krause (Steuerberate); Helmut Peterseim (Helmut Peterseim Strickwaren GmbH)
Berufsbildende Schulen Mühlhausen
- Projekt: „Jugend-touristische Erschließung des Westthüringer Raumes mit dem Nationalpark Hainich und der Werra/ Unstrut-Region durch Schüler der Beruflichen Schulen des Unstrut-Hainich-Kreises in einem gemeinsamen
- Projekt mit Schülern aus Spanien und Norwegen“
Paten: Joachim Kriese (Unternehmens- und Personalberatung Mühlhausen); Wilfrid Sons (Karl Sons GmbH – sonsdruck)
Ernestinum-Gymnasium Gotha
- Projekt: „Gestaltung des Ökogartens“
Paten: Thomas Diwo (VR Bank Westthüringen eG); Rainer Seyfarth (Autohaus Rainer Seyfarth)
Pro Schuljahr können bis zu zwei Projekte durch die Paten unterstützt werden. Dazu steht ihnen durch die Initiative eine maximale Summe in Höhe von 1.000 Euro zur Verfügung.